Wegekreuz
Am Tömp
Eine Ecke sucht man in der Nähe des Kreuzes vergebens – und doch weist die heute noch gebräuchliche Bezeichnung „Am Tömp“ auf eine Ecke hin. Mit dem Ausdruck Tömp wird in der Mundart eine Ecke oder Kante beschrieben, womit eine Straßenecke oder auch eine Feldkante gemeint sein kann. Das sprachlich verwandte Wort Timp bezeichnet einen Zipfel oder eine spitzwinklige Ecke.
Neuss-Grefrath
Lüttenglehner Straße
zwischen Birkhofstraße und Stephanusstraße
An dem Ort, wo sich das Kreuz befindet, ist auf der sog. Tranchot-Karte des Rheinlandes, die der französische Geograph Jean Joseph Tranchot ab dem Jahr 1801 anfertigte, ein spitz zulaufendes Flurstück zu erkennen. Dieses Grundstück war der letzte Zipfel des Dorfes und zugleich die Kante zum umliegenden Land.
Das Kreuz am damaligen Ortseingang war früher der Platz, an dem der Pastor aus St. Stephanus den Begräbniszug aus Lüttenglehn erwartete. Die Verstorbenen aus Lüttenglehn wurden mit dem Totenwagen zum Friedhof nach Grefrath gebracht und passierten dabei das Kreuz am Tömp. Die Trauergemeinde hielt dort kurz, damit der Pastor den Sarg mit dem Verstorbenen segnen konnte. Anschließend geleitete er den Trauerzug weiter zum Friedhof. Erst mit dem Bau der Trauerhalle am Grefrather Friedhof im Jahr 1969 endete die Zeit, in der die Toten aus Lüttenglehn am Kreuz empfangen und gesegnet wurden.
Inzwischen wird das Wegekreuz am Palmsonntag für eine Station der Römerfahrt genutzt, die in Grefrath eine lange Tradition hat. Im Rheinland ist die Römerfahrt als ein Ersatz für die Pilgerreise nach Rom entstanden. Die sieben Stationen stehen dabei symbolisch für die sieben Kirchen in Rom.
- Müller, Josef (Hrsg.): Rheinisches Wörterbuch, Band 8: Se-T (1964), Bonn
- Neuss-Grevenbroicher Zeitung: Römerfahrt erinnert an die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz (15.04.2017)
- Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum der St. Stephanus-Kirche in Neuss-Grefrath (1989), Seiten 147 und 161