Flurkreuz
Am Kiwittenberg

Wenn die Kiebitze im Frühling mit ihrem lauten „Kiewitt“ über die Felder fliegen ist es an der Zeit um Gottes Segen für die keimende Saat zu bitten. Inmitten der Felder wurde das Kreuz zum Schutz vor Unwetter errichtet. Heute steht es zwischen zwei mächtigen Ahornbäumen, die reichlich Schatten spenden. Ende des letzten Jahrhunderts waren es noch drei Bäume, von denen leider einer gefällt werden musste.

Neuss-Grefrath

Kiwittenberg westlich von Lanzerath

Seit wann auf dem Kiwittenberg ein Kreuz steht, ist nicht mehr zu ermitteln. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass dort schon zu einer Zeit ein Kreuz stand, als man noch an die Existenz von Wetterdämonen glaubte. Die mit dem unheilvollen Wind fliegenden Dämonen sollten sich in dem Kreuz verfangen um die Ernte so vor den nahenden Naturgewalten zu bewahren. Bei den im Rheinland vorherrschenden Westwinden wurden Hagelkreuze oft westlich von Ortschaften aufgestellt, um auch diese vor einem  heranziehenden Sturm zu schützen.


Für gutes Wetter wird auch bei den Bittgängen durch die Felder gebetet. Bischof Mamertus initiierte im Jahr 470 die Bitt-Tage vor Christi Himmelfahrt. Anlass für diese Bittgänge waren mehrere starke Erdbeben in Vienne bei Lyon in Frankreich.


Um Schutz vor Hagel wurde bei den Hagelprozessionen gebetet, die auch durch die Felder führten. In Preußen wurden diese an unterschiedlichen Tagen im Laufe eines Jahres durchgeführt. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich König Friedrich Wilhelm II. von Preußen Ende des 18. Jahrhunderts dazu entschloss, die Prozessionen nur an einem bestimmten Datum durchführen zu lassen. Dieser Bitte von König Friedrich Wilhelm II. kam Papst Pius VI. im Jahr 1788 nach und bestätigte den gewünschten Termin: Mittwoch nach dem dritten Sonntag nach Ostern.


Für die Rheinprovinz galt dies allerdings nicht, da diese erst nach dem Wiener Kongress 1815 zu Preußen gehörte. Erst im Jahr 1829 beantragte die preußische Regierung beim Papst für die neu hinzugekommenen Gebiete eine Vereinheitlichung der Feiertage, welche auch den protestantischen Buß- und Bettag umfasste. Dieser zusätzliche protestantische Feiertag wurde im katholischen Rheinland für die bisher an verschiedenen Tagen durchgeführten Hagelfeiern genutzt.

      Literatur
  • Becker-Huberti, Manfred: Das Brauchtum im Kirchenjahr. Entstehung, Bedeutung, Tradition, St.-Benno-Verlag, Leipzig, Seite78-79
  • Kirchhoff, Hermann: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis (2004), Kösel-Verlag, München, Seite 142-143  
  • Kremp, Dieter: Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren. Der Alltag auf dem Dorf in der guten alten Zeit (2016), Engeldorfer-Verlag, Leipzig