Fußfall
Gottfried Schieffer
Starke Beschädigungen wies der Fußfall im oberen Bereich auf, die erst in den 1980er Jahren behoben worden sind. Bei der Renovierung wurde das für Fußfälle typische Giebeldach durch ein flacheres Dach ersetzt. Oberhalb der Nische befand sich wahrscheinlich mal ein Rundbogen, der nicht wieder instand gesetzt wurde. Die Inschrift lautet: [...] GORDE[FRIED] [SCH]IEFFER VND [...] [EHE]LEVT HABEN DI[SE] [STA]TSIO[N] LASSEN BAWEN
Neuss-Grefrath
Niederrheinstraße / am Böxhof
Gottfried Schieffer (*1679) und seine Ehefrau, deren Name nicht mehr zu entziffern ist, haben diesen Fußfall als eine Station des Kreuzwegs errichten lassen. Das Baujahr stand möglicherweise, wie bei vielen Fußfällen, auf dem heute nicht mehr vorhandenen Giebeldach. Der Stifter des Fußfalls Gottfried Schieffer war der erste Brudermeister und Repräsentant der Sebastianusbruderschaft, die 1706 in Grefrath gegründet wurde. In den 1720er Jahren wurde er als Schöffe berufen und übte diese ehrenvolle Aufgabe bis zu seinem Tod im Jahre 1752 aus.
Als Schöffe genoss Gottfried Schieffer hohes Ansehen in der Gesellschaft. Um für dieses Amt geeignet zu sein, wurden bestimmte Anforderungen an den zukünftigen Schöffen gestellt. Die Person musste einen guten Leumund haben und durfte nicht vorbestraft sein. Eine weitere Bedingung war ein gesichertes Einkommen, um eine mögliche Bestechlichkeit auszuschließen. Zudem waren Kenntnisse der gerichtlichen Prozesse notwendig. Als Charakter-eigenschaften waren ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn sowie analytische Fähigkeiten wichtig. Da sich diese Persönlichkeitsmerkmale erst mit entsprechender Erfahrung entwickeln, waren junge Menschen vom Schöffenamt ausgeschlossen. Diese Kriterien entsprechen in etwa den heutigen Maßstäben, die an die Befähigung zum Schöffenamt gestellt werden. Zu der Zeit als Gottfried Schiffer in den Schöffendienst trat, musste er noch zwei weitere Voraussetzungen erfüllen: er musste ein frommer Christ und ehelich geboren sein.
- Krüppel, Eberhard: Die Grefrather Scheffen und ihre Siegel (1989) in: Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum der St. Stephanus-Kirche in Neuss-Grefrath (hrsg. vom Pfarrgemeinderat Neuss-Grefrath), Seite 190-195
- Wolters, Heribert (Hrsg.): 300 Jahre St. Sebastianus Schützenbruderschaft Grefrath 1706-2006
- Gülich- und Bergische Rechts- Lehen- Gerichtschreiber- Brüchten- Policey- und Reformation-Ordnung des Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn Wilhelms, Hertzogen zu Gülich, Cleve und Berg, Graffen zu der Marck und Ravenßberg, Herrn zu Ravenstein, (1696), Schleuter, Düsseldorf