Bildstock - 18. Jahrhundert
St. Agatha
Vor dem Norfer Hof steht der Bildstock St, Agatha, der den Hof vor dem Ausbruch eines erneuten Feuers schützen soll. Der Hof, der durch einen Brand fast völlig zerstört war, wurde durch den Abt Lambert Raves von der Benediktiner-Abtei St. Vitus in Mönchengladbach Ende des 18. Jahrhundert wieder aufgebaut. Vermutlich wurde in dieser Zeit das Heiligenhäuschen errichtet und der Schutzheiligen Agatha gewidmet.
Neuss-Norf
Norfer Kirchstraße/ von-Waldthausen-Straße
Abt Lambert Raves wurde als ein sanftmütiger Mann beschrieben, dessen Handlungen überlegt und vorausschauend waren. Er wurde 1713 in Dülken (einem Stadtteil im Westen von Viersen) geboren und trat als 19-jähriger ins Kloster ein. Nach seiner Weihe war er lange Jahre als Pfarrer in St. Tönis tätig, bevor er am 13. August 1772 mit fast 60 Jahren zum Abt der Gladbacher Abtei St. Vitus berufen wurde. Er setzte sich bis zu seinem Tod am 24.06.1799 hartnäckig für die Rechte der Abtei ein. Viele Höfe, die im Auftrag der Abtei und zu ihrem Gewinn bewirtschaftet wurden, waren marode und Abt Lambert Raves hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diese wieder Instand setzen zulassen. Doch bevor der Norfer Hof wieder aufgebaut werden konnte, mussten zuvor die Besitzverhältnisse geklärt werden.
Der Norfer Hof war ein Lehen der Abtei Gladbach an die Familie von der Horst. Mit Zustimmung der Abtei Gladbach verpfändete Adrian Wilhelm Hermann Anton von der Horst im Jahr 1715 den Hof an die Regulierherren des Oberklosters unter dem Vorbehalt, diesen gegen Zahlung von 7.000 Reichstalern wieder einlösen zu können. Als er einen Tag nach Abschluss der Vereinbarung am 21.09.1715 starb, hinterließ er eine unklare Rechtslage. Erst zehn Jahre nach seinem Tod gelang es der Abtei Gladbach das Pfandrecht vom Oberkloster zurück zu erwerben.
Doch die Familie von der Horst versuchte den Norfer Hof in ihren Besitz zu bringen. Der Streit begann im Jahr 1753, als der Sohn des Verstorbenen Ferdinand Adam von der Horst den Hof bei den Regulierherren wieder einlösen wollte. Die Abtei wehrte sich dagegen und klagte ihrerseits im Jahr 1755 beim Reichskammergericht in Wetzlar die Rechte an dem Hof ein. Daraufhin folgten langwierige Prozesse, die sich über Jahrzehnte hinzogen. Erst im Jahr 1782 wurden die Rechtsstreitigkeiten durch ein endgültiges Gerichtsurteil zu Gunsten der Abtei Gladbach beendet. Nun konnten auch die Bautätigkeiten am Norfer Hof fortgesetzt und ein Jahr später abgeschlossen werden.
Diese wichtigen Jahreszahlen ließ die Abtei Gladbach in die Abteiwappen am Norfer Hof eintragen: über der Eingangstür des Hofes ist auf dem Wappen das Jahr 1782 zu lesen und über dem westlichen Hoftorbogen trägt das Abteiwappen die Jahreszahl 1783.
- Brasse, Ernst: Geschichte der Stadt und Abtei Gladbach, Band 2 (1922), Seiten 185-191
- Ropertz, Peter (Hrsg.): Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktiner-Abtei des hl. Vitus in M. Gladbach (1877)
- Akten des Reichskammergerichts in Sachen der Abtei Gladbach
[Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Signatur: AA 0627 / Reichskammergericht AA
0627, Nr. 1913 + Nr. 2796]